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Wir nehmen dich an die Hand und zeigen dir genau, wie Du die Atmung eines Bewusstlosen prüfst und erkennst, ob Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig sind.

Erleidet Jemand einen plötzlichen Herztod (PHT), ist die unverzügliche Einleitung von Reanimationsmaßnahmen erforderlich. Das Risiko kann Jeden treffen, ob Freund:in, Lebensgefährt:in oder Kolleg:in. Dabei muss schnell gehandelt werden, denn mit jeder Minute ohne Hilfe sinken die Überlebenschancen der betroffenen Person rapide. Die wichtigste Aufgabe als Ersthelfender ist es, zu erkennen, ob ein Herz-Kreislauf-Stillstand oder eine andere Ursache vorliegt. Dazu muss der/die Notfallpatient:in angesprochen werden. Reagiert diese nicht, wird die Atmung kontrolliert. Bei einer ausbleibenden Atmung oder einer nicht normalen Atmung liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor und der/die Notfallpatient:in benötigt eine kardiopulmonale Reanimation. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie Du das erkennst und zum/zur Lebensretter:in wirst!

Wie überprüfe ich die Atmung einer Person mit vermutetem Herz-Kreislauf-Stillstand?

Es kann überall und jederzeit passieren: der plötzliche Herztod außerhalb des Krankenhauses, auch genannt „out-of-Hospital-Cardiac-Arrest“ (OHCA). Du beobachtest, dass eine Person zu Boden fällt und sprichst diese an. Sie reagiert nicht. Der/die Notfallpatient:in ist also bewusstlos. Als Ersthelfer:in hast Du nun die Aufgabe, die Atmung der betroffenen Person zu prüfen. Wie funktioniert das genau?

Zuerst neigst Du den Kopf des/der Notfallpatient:in nach hinten, während Du gleichzeitig das Kinn der Person anhebst. Damit machst Du die Atemwege frei. Anschließend überprüfst Du die Atmung durch Sehen, Hören und Fühlen.

Sehen: Beobachte, ob sich der Brustkorb der betroffenen Person hebt und senkt oder ob der Brustkorb eine Veränderung zeigt.

Hören: anschließend horchst Du, ob die Person Atemgeräusche von sich gibt, indem Du dein Ohr über den Mund und die Nase der Person positionierst.

Fühlen: Fühle in der oben genannten Position mit der Wange, ob ein Luftstrom von der betroffenen Person ausgeht.

Investiere für diese Prüfung nicht länger als 10 Sekunden, denn es muss schnell gehandelt werden. Stellst Du keine normale Atmung fest, ist davon auszugehen, dass es sich um einen Herz-Kreislauf-Stillstand handelt. Beginne also unverzüglich und ohne Zeit zu verlieren die Einleitung von Wiederbelebungsmaßnahmen.

Wie erkenne ich eine „normale“ oder „nicht normale“ Atmung?

Diese Frage beschäftigt Ersthelfende und stellt der häufigste Grund dafür dar, dass Umstehende keine Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten. Denn eine nicht normale Atmung wird häufig als normale Atmung fehlinterpretiert. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Schnappatmung, die bei mehr als der Hälfte aller Herzstillstände vorkommt und in Lebensgefahr ein Überlebensreflex des Gehirns darstellt, um Sauerstoff zu erlangen. Sie kennzeichnet sich durch Röcheln, Gurgeln und das „Schnappen“ von Luft. Schnappatmung ist aber auch ein Zeichen für dich, unverzüglich eine Herzdruckmassage ohne Pausen durchzuführen, bis das medizinische Rettungspersonal eintrifft.

Hebt und senkt sich der Brustkorb des Menschen, dem Du hilfst, gar nicht, und ist auch keine Atmung für dich spürbar, solltest Du ebenfalls eine Herzdruckmassage durchführen, bis die professionellen Helfer:innen dich ablösen.

Von einer „normalen“ Atmung kann gesprochen werden, wenn sich der Brustkorb des/der Notfallpatient:in ohne große Anstrengung in regelmäßigen Abständen hebt und senkt. Eine normale Atmung kann auch geräuschlos vonstatten gehen. Ein Erwachsener atmet durchschnittlich 12 bis 16 Atemzüge pro Minute, ein Kind etwa 18 bis 24 Atemzüge pro Minute. Dies wird als Atemfrequenz bezeichnet. Bei einer normalen Atmung sollte keine Herzdruckmassage durchgeführt werden, da die Ursache vermutlich eine andere als ein Herzstillstand ist. Stattdessen positionierst Du die betroffene Person in die stabile Seitenlage.

Die genauen Schritte, die Du als Zeuge und Ersthelfender eines Herz-Kreislauf-Stillstandes tun solltest, findet Du hier.

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Muss ich eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen?

Viele Menschen scheuen sich vor einer Mund-zu-Mund-Beatmung und befürchten, eine Person dadurch möglicherweise zu schaden. Wenn Du die Beatmung bereits in einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt hast und Du sie dir zutraust, kannst Du diese in Kombination mit der Kompression durchführen. Hier haben wir dir die aktuellen Empfehlungen des European Resuscitation Councils (ERC) zur Durchführung einer Reanimation zusammengefasst. Hast Du die Beatmung bisher noch nicht erlernt, kannst Du auf diese verzichten. Wichtig ist aber die Herzdruckmassage. Dazu kniest Du dich neben die Person und platzierst deinen Handballen mittig auf dessen Brust. Die andere Hand legst Du auf die bereits platzierte Hand, während Du deine Finger ineinander hakst. Die Herzdruckmassage solltest Du ununterbrochen durchführen, bis das medizinische Fachpersonal eintrifft.

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Sollte ich zusätzlich einen Defibrillator (AED) verwenden?

Bist Du die einzige umstehende Person, die helfen kann, solltest Du wie oben beschrieben vorgehen. Sind mehrere Personen in der Umgebung, kannst Du eine davon beauftragen, einen Defibrillator zu holen, der sich in der Nähe befindet. Für solche Situationen eignen sich Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED), da sie für Laien konzipiert wurden und sicher und einfach in der Anwendung sind. Während eine weitere Person den AED beschafft, führst Du weiterhin ununterbrochen die Herzdruckmassage durch, bis der Defibrillator einsatzbereit ist. Der AED wird angeschaltet und gibt dir durch Sprachanweisungen und Piktogramme Anweisungen, die Du Schritt für Schritt befolgst. Keine Angst – Du kannst dabei nichts falsch machen! Der Einsatz von Automatisierten Externen Defibrillatoren vergrößert die Überlebenschance bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand um ungefähr 50 Prozent. Ist ein AED also in der unmittelbaren Umgebung und kann von einer weiteren Person hergebracht werden, sollte dieser also unbedingt eingesetzt werden.

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Literatur:

Arbeiter-Samariter-Bund (2020): Erste Hilfe. Alle wichtigen Schritte und Maßnahmen verständlich zusammengefasst. Verfügbar unter  https://www.asb.de/application/files/7816/1037/6760/ASB-Erste-Hilfe-Handbuch_2021_digital.pdf

Deutsches Rotes Kreuz (2021): Feststellung der Atmung. Verfügbar unter https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/atmung/atemkontrolle/

Wewetzer, H. (2008): Herzinfarkt. Verkannte Lebensgefahr. Verfügbar unter https://www.tagesspiegel.de/wissen/herzinfarkt-verkannte-lebensgefahr/1379658.html

Pollack, RA, Brown, SP, Rea, T, Aufderheide, T, Barbic, D. Buick, JE, Christenson, J, Idris, AH, Jasti, J et al. (2018). Impact of bystander automated external defibrillator use on survival and functional outcomes in schockable observed public cardiac arrests. Circulation, 137(20:2104-2113.

 

Photocredit:

Photo by Samuel Regan-Asante on Unsplash